Dienstag, 9. Februar 2010

Englisch in Japan

Wikipedia sagt über "Engrish" (wohlgemerkt: mit "r"):
"...ist die leicht humoristische Bezeichnung für insbesondere von Asiaten gesprochenes/geschriebenes fehlerhaftes Englisch. Häufig bezieht sich der Begriff Engrish auf syntaktisch und/oder orthographisch nicht korrekte englischsprachige Schlagwörter oder Sätze."


Eine unterhaltsame Seite dazu findet sich hier:
http://www.engrish.com/
Englisch generell ist eine sehr unterhaltsame Sache hier in Japan...

Ich möchte Euch gerne Beispiele aus meinem Alltag geben.


A)
Wir stehen vor einer Wand. Eine Wand in einer U-Bahn - Station. Mein Professor und einige Studenten. Auch meine Tutorin. Die will mir erklären, warum wir vor dieser Wand stehen und sie so genau beobachten.

"Dis is lambdas!"
erklärt sie mir.

Aha.
Hä?

"Lammbd as!"
lächelnd wiederholt sie das für sie wohl sehr logische Wort.

Ich hingegen glaub, ich spinne. "as" klingt bei ihrer Aussprache gewaltig nach "arse", und nachdem ich das erste Wort sowieso nicht zuteilen kann, kann ich die Assoziation zu einem Hintern nicht wirklich herstellen....
Nach dem vierten Mal wiederholen des Wortes, gehts in Zeichensprache über.

"Lammbd. LAMMBD."
während dem wiederholen des Wortes deutet sie ein Stampfen auf den Boden an.

Aha! "Rammed!" Des Rätsels Lösung Teil 1.
Und was war der oder das "as"??

"As. AS. AS! We live on as."

Oh.
"Earth? Rammed earth??"
"Yes, what I said,
lammbd as!" bestätigt mir meine Tutorin.... Aber stets lächelnd und sehr geduldig. Naja, ich bin ja nicht so vom Fach...


B)
Einfach nur herzig: Modellbau am Institut für die Ausstellung.
Ich geh da etwas rescher ran, da ich nach vielen Stunden des Modellbaus schon recht gut einschätzen kann, wie man die Dinge angreifen kann (noch dazu war unser Modell SEHR robust gebaut).
Mein Kollege bzw "sempai" (Sempai = jemand, der schon länger als man selbst bei einer Organisation oder ähnlichem dabei ist - egal ob älter oder jünger.) zu mir:

"Pu-riis taddsch sohutori."
Logische Antwort von mir: "Nani??" (= Was??)

Ah.
"Please touch softly!"
Alles klar...


C)
Ich möchte in meiner Präsentation auf japanisch anmerken, dass ich:
zwar von Wien gekommen bin, ABER: meine Familie lebt in Kärnten. Sprich: ICH komme ursprünglich AUCH von dort. Sollte irgendwie selbsterklärend sein.
Mein Sempai merkt an, dass ich das "aber" weglassen kann. Ist nicht notwendig. Sagt man so in Japan nicht.

Eine kleine Diskussion entfacht, denn ich finde, es wäre ein Punkt, der herauszuheben ist. Nach einer viertel Stunde vor und rückwärts übersetzen meiner beiden Sätze (es ging einfach nur darum, den zweiten Satz mit "Aber" zu beginnen, oder nicht), zögert mein Sempai kurz. Und meint dann aus heiterem Himmel:

"Aaaah. Ahh!! Ich verstehe. Also, Du kommst von Wien. Aber Deine Familie kommt aus Kärnten. Also Du auch."

Ja halleluja! Hat nur 20 Minuten gedauert, das zu klären!...
Immer lustig hier. Tragisch ist nur, dass mein Englisch schlechter wird, da man mit der Zeit einfach immer simplere Sätze bildet und immer einfach sprechen anfängt, weil sonst immer nur freundlich genickt wird, aber NICHTS verstanden.
Und Japaner sind da meist leider so wie Chinesen: Sagen "Ja", haben aber in Wirklichkeit NICHTS verstanden und fragen nicht nach...

Sonntag, 7. Februar 2010

Märchenstunde...

Lasst mich Euch von einem Märchen erzählen.
Wie bei uns "Hänsel und Gretel" oder "Schneewittchen" sind auch hier Märchen sehr beliebt. Ein bekanntes lautet auf den klingenden Namen
"浦島太郎" (= "urushima tarô").
Vor einiger Zeit kam diese Geschichte im Japanisch-Kurs vor, und unsere Lehrerin hat sie uns erzählt.



"Tarô-san geht am Strand spazieren, als er Kinder beobachtet, die eine Schildkröte belästigen. Er rettet die Schildkröte, die ihn zum Dank auf eine Reise einlädt - sie tauchen gemeinsam ins Meer und Tarô-san findet sich bald in einem wunderschönen Meeresschloss wieder. Die dortige Prinzessin heißt ihn willkommen, es gibt leckeres Essen, Gesang, Tanz, alles, was das Herz begehrt.
Tarô-san gefällt es, also bleibt er. Zwei Tage; Zwei Wochen; Zwei Monate; Zwei Jahre.

Schließlich merkt er, dass er sein zu Hause vermisst, und seine Mutter wird sicher schon krank vor Sorgen um ihn sein. Also will er wieder an die Oberfläche.
Traurig gibt ihm die Prinzessin eine Box als Geschenk mit und die Schildkröte bringt ihn wieder an die Oberfläche.
Tarô-san läuft voller Freude Richtung zeines zu Hauses, als er plötzlich vor: NICHTS steht. Das Haus - weg. Er fragt verzweifelt einen alten Mann, der vorbei geht, wo denn sein Haus hinverschwunden sei...
Der Mann ist verwundert. Ja, da stand einmal ein Haus... vor 100 Jahren!
Die zwei Jahre unter dem Meer entsprachen also 100 auf der Erdoberfläche...

Verzweifelt erinnert sich Tarô-san an das Geschenk und öffnet dieses traurig. Heraus steigt Rauch und - POOOF - Tarô-san verwandelt sich in einen alten Mann......"


"Ja. Was denkt ihr nun, was ist die Moral von dieser Geschichte??" fragt uns die Lehrerin.

Grandiose Antworten:
"Rette niemals eine Schildkröte."
"Wenns dir gut geht - bleib da, wo du bist."
"Öffne nie ein Geschenk von einer Frau..."
...

Nein meine Lieben, alles falsch.
Die Moral: wenn Du Deine Familie nicht ehrst, für deine Eltern nicht sorgst, nicht fleissig arbeitest, sondern lange Zeit einfach nur nichts tust, feierst, usw... dann wird das Schicksal Dich bestrafen.

Sowas kriegen die Kinder hier in jüngsten Jahren vorgesetzt. Da lob ich mir doch die verbrannte Hexe.... ;).